Montag, 3. April 2017, 19.00 Uhr
Unser Bildungsangebot in unserer:
uni von unten – lernen und lehren – lehren und lernen
Vincennes – Die revolutionäre Uni
ein Dokumentarfilm / Dauer: 95 Min. / Sprache: D
Einleitung und Moderation Diskussion:
Peter Streckeisen, Soziologe an der Uni Basel und Dozent an der ZHAW
Die Universität von Vincennes, gegründet 1968, hat neben der Sorbonne französische Geistesgeschichte geschrieben mit Grössen wie Foucault, Deleuze, Lacan oder Marcuse. Sie war nicht nur Hochburg der 68er-Studentenbewegung, sondern auch eine ganz neue Art von Hochschule mit neuen Fächern und neuen Formen des Unterrichts. Das Motto „Bildung für alle“ – selbst ohne Abitur – hatte sich Vincennes auf die Fahnen geschrieben. Mit reichem Archivmaterial berichtet Virginie Linhart über prägende Jahre voller intellektueller Abenteuer – vom Engagement für die französische Frauenbewegung bis hin zum Kampf für die Gleichstellung Homosexueller.
Die Fakultät von Vincennes war – von ihrer Gründung 1968 bis zur Auflösung im Sommer 1980 – ein Bildungsstandort von höchstem internationalem Niveau, der seine Ursprünge in der 68er-Bewegung fand. Von Vincennes aus prägte politisches und philosophisches Gedankengut, aber auch pädagogische und künstlerische Kreativität, die Geistesgeschichte weltweit.
Am „französischen Berkeley“ lehrten Grössen wie Foucault, Deleuze, Lyotard, Lacan, Cixous, Rancière, Chomsky, Pasolini, Rivette und Marcuse, um nur einige zu nennen. Auch bei der Entwicklung neuer Studiengänge war Vincennes ganz vorne mit dabei – sie besass als erste Universität eine angegliederte Filmhochschule sowie Frankreichs erste Fakultäten für Informatik, Psychoanalyse und Bildende Kunst. In den stürmischen 70er Jahren formierte sich dort die französische Frauenbewegung MLF sowie die FHAR-Bewegung, die sich für die Enttabuisierung von Homosexualität in der Gesellschaft einsetzte.
Vincennes stand für alle Interessenten offen, selbst ohne Abitur. Es gab 1980 ein abruptes Ende aller Visionen, weil die Eingliederung der Fakultät in die Universität Saint-Denis erzwun-gen wurde. Für die Dreharbeiten sind ehemalige Studenten, Professoren und Universitäts-angestellte von Vincennes noch einmal dorthin zurückgekehrt, wo Wissenschaft und Bildung auf ganz andere Art und Weise angegangen wurden. Die Regisseurin wirft nun eine grosse Frage auf:
Wie steht es in der heutigen Gesellschaft, in der ein harter Wettbewerb um den Zugang zum höheren Bildungswesen entstanden ist, um das Recht auf Bildung für alle?
Die „uni von unten“ des Internetcafés Planet13 gegründet vor 10 zehn Jahren, hatte den gleichen Ausgangspunkt: Zugang zur Bildung für alle. Kostenlos! Ein Recht für alle!
Bildung, ist ein Menschenrecht! Bildung kann und soll anders angegangen werden!